Vom Schaf zum fertigen Produkt

Wolloholiker Bremerhavens erste Handfärberei

Als die kleine lila Zimtstange auszog und meinte Wolle von Anfang an bearbeiten zu müssen: Vom frisch geschorenem Vlies (inkl. Popo und allem was sich sonst noch so im Vlies tummelt) bis hin zum fertig gesponnenen Strang Wolle, war ihr nicht so ganz klar was da alles auf sie zukam….

Im Hause Zimtstange werden keine Schafe gehalten und sollen auch zukünftig keine gehalten werden. Auch wenn Frau Zimtstange manchmal mit spitzer Zunge kleine nebensächliche Bemerkungen macht wenn Herr Zimtstange es mit der Düngung des Rasens übertrieben hat. Allerdings wollte die kleine lila Zimtstange einmal in ihrem Leben den ganzen Produktionsprozess durchleben, nicht sofort, nein, irgendwann einmal. Doch wie das nun mal so ist im Leben, überraschend bekam sie im Sommer letzten Jahres von Schrödersocke ein Flies angeboten. Erfreut sagte sie „Ja“, Schrödersocke vergewisserte sich noch einmal und fragte nach mit den Worten „so mit allem drum und dran und Popo“? Die kleine lila Zimtstange überlegte nicht lange, sagte nochmals ja und am Tag später hatte sie einen mega großen blauen Sack im Auto, der dort auch während des ganzen Tages noch lag, mitten in der Sonne. Und wegen der Sonne, nämlich unter dem Aspekt alles Sinneskanäle, startete hier die eigentliche Produktion. Denn als die kleine lila Zimtstange am Abend nach Hause fahren wollte und erfreut die Fahrt nach Hause antreten wollte, ihr Auto öffnete, explodierte ihr fast die Nase.

Da die kleine lila Zimtstange gerade auf dem 4tägigen Nordenhamer Wollfest/Stricktreff war, das gut durchgegarte Vlies an einem Freitag geschenkt bekommen hatte, musste das Vlies noch bis zum Anfang der kommenden Woche im blauen Gefängnis ausharren, denn der Stricktreff geht bekannterweise bis Sonntag Abend. Tapfer wie sie war, öffnete sie die Tüte und breitete das Vlies unter dem Carport aus und stellte fest: Oha, es ist nicht ein Vlies, es sind gleich drei Vliese. Und zwar vom Waldschaf, denn nach der Schafrasse hatte sie sich bei Schrödersocke noch erkundigt.

Das Waldschaf noch in der Tüte
Das Waldschaf noch in der Tüte

Wie man sieht ist „ausser Popo“ auch noch jede Menge Stroh im Vlies. Noch war die kleine lila Zimtstange jedoch guter Dinge (ok, insgeheim beruhigte sie sich schon leicht selber) jedoch die Neugier für den Produktionsprozess überwiegte. Mehrere Kommentare die Herr Zimtstange nebenbei fallen lies, tat sie mit Worten wie „ich freue mich schon auf den Prozess“ oder „spannend“ ab. Dann reckte sie ihr Näschen in eine andere Richtung und atmete frische Luft und vergaß auch flugs den strengen Geruch.

Zwei der Waldschafvliese
Zwei der Waldschafvliese

Je länger sie sich die Vliese anschaute, je mehr kam sie zum Schluss, dass diese Waldschafe keine so sauberen Kerlchen waren. Denn was da alles im Vlies hing, ging ja schon nicht mehr auf eine Kuhhaut. Jedenfalls packte sie kurzentschlossen die Vliese wieder in die blaue Tüte zurück, stellte alles wieder ins Gartenhaus, denn es mussten Handschuhe her. Mit bloßen Händen wollte sie weder die piekenden Dinger aus dem Vlies zoppeln noch grob „den Popo“ entfernen. Und von „Popo“ waren mehr schwarze Klümpchen vorhanden als sie zweimal Finger und Zehen zusammen hatte.

Das Wochenende kam näher und näher und somit auch das Projekt Waldschafvlies. Denn aufschieben lies sich die olfaktorische Bombe nun nicht mehr länger, es duftete streng, je nachdem wie der Wind stand, bereits im gesamten Garten. Dann ging es los: Zuerst zoppelte sie unter dem Carport die größten Klumpen Wolle mit anhängendem „Popo“ vom Vlies, stoppte ihre Beute in einen Zuber und den aussortierten Mist in die Tonne.

der Rest vom Waldschaf - ab damit in die Tonne
Der Rest vom Waldschaf – ab damit in die Tonne

Mehrere Tage und wirklich viel, sehr viel Wasser war nötig um die Wolle einigermaßen sauber zu bekommen. Wässern, spülen, auf Temperatur und Reibung achten, nicht dass das Waldschaf einen Schreck bekam und deswegen filzte. Nicht nach all dem Duft und der Arbeit. Dann ausschleudern und ab damit auf den Wäscheständer in die Sonne. Als alles trocken war, da wusste die kleine lila Zimtstange immer noch nicht was einmal aus dem Waldschaf werden sollte. Dies änderte sich auch nicht als sie begann die Wolle zu kämmen bis sie Blasen an den Fingern hatte und auf die Kardiermaschine umstieg. Stunden, wirklich Stunden später, Muskelkater und eine Blase am Finger inklusive war das Werk endlich getan. Allerdings hatte sie noch immer keine Idee was aus dem Waldschaf einmal werden sollte nach dem Spinnen: Denn für Tücher, Socken oder Schals war das Waldschaf einfach zu kratzig. Nach einigen Überlegungen und so manch spitzer Bemerkung von Herrn Zimtstange: Das Waldschaf wird ein Sitzkissen. Ein weiteres Wochenende verwandte die kleine lila Zimtstange darauf die Vliese in einen Kopfkissenbezug einzunähen damit sie im Winter schön gepolstert und warm sitzen konnte.

Abschließend ist jedenfalls zu sagen, dass die kleine lila Zimtstange lieber fertige Kammzüge käuflich erwerben wird und die ganze Geschichte vom Vlies waschen, Wolle kämmen und kardieren nicht wirklich etwas für sie ist.

 

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