Tradition, Kreativszene und die Preise

Was haben die Kreativszene, Kalkulation, Kostenmodelle, Tradition und der Preis gemeinsam?

Vor einigen Tagen habe ich auf Facebook eine Diskussion verfolgt die durch einen Blogbeitrag angestoßen wurde. Mit Zustimmung verfolgte ich die Beiträge, klickte anschließend auf den entsprechenden Link und landete auf dem Blog von Miriam Persch. In allen Beiträgen und auch im Blogbeitrag dreht es sich ausschließlich um das Thema wie gedankenlos selbst erniedrigend Kreative ihre Produkte zum Kauf anbieten und die Kreativszene letztlich somit nachhaltig Schaden mittels Dumpingpreise zufügen.

Dieses Thema ist ja nicht neu (dachte ich mir) dennoch las ich interessiert weiter und da zudem Kostenmodelle und Kalkulation in meinem Leben ganz aktuell eine wichtige Rolle spielen war auch keiner der Gedankengänge oder Erfahrungsberichte für mich abwegig, langweilig oder nur Effekthascherei. Auch ich hätte mit dem einen oder anderen eigenen Post zur Diskussion beitragen können, begnügte mich jedoch damit lediglich eine stille Leserin zu sein. Dann bemerkte ich dass der ursprüngliche Post der Kollegin Miriam Persch aus dem Jahr 2014 stammte und anscheinend immer noch aktuell auf Facebook geteilt und diskutiert wird.

Da ich mich die letzten Jahre immer mehr für Traditionen, Weben, Spinnen und vor allem für Stricktechniken vergangener Zeiten interessiere bin ich auf You Tube auf auf ein Video gestoßen dass sich mit der Wollgewinnung, Wollverarbeitung und Webtechniken der Canadischen Ureinwohner an deren Westküste beschäftigt. Fasziniert folgte ich dem Video und erfuhr zudem dass ursprünglich weiße Hundewolle zum Weben verarbeitet wurde und durch schottische und englische Siedler Schafe in diesen Landstrich nach Canada kamen und es in der dortigen Kreativszene einen Wandel gab: Weg von der Weberei, hin zum Stricken. Dadurch dass die Frauen nun vermehrt z.B. als Hausmädchen oder Landarbeiterinnen arbeiten mussten um die Familie über Wasser zu halten wurde die Weberei fast verdrängt. Stricknadeln konnte man überall hin mitnehmen und viele Frauen taten dies offenbar auch. Dann jedoch änderte sich die Berichterstattung ein klein wenig und eine Mutter mit ihrem Sohn die strickend aus ihrem Leben berichteten ließ mich erneut aufhorchen und für mich stellte sich ein Zusammengang zwischen diesem Bericht und dem Heute dar und ich stelle die Frage in meiner Überschrift noch einmal: Was hat die Kreativszene, Kalkulation, Kostenmodelle und der Preis gemeinsam?

Die ältere Dame und ihr erwachsener Sohn berichteten im Video dass Sie nächtelang durchstrickten, nachts mussten Pullover mit traditionellen Mustern fertig werden. Nachdem beide wenige Stunden geschlafen hatten, wurde dieser Pullover gewaschen, gepresst, getrocknet und zum Verkauf weggebracht. Für mit aufwändigen Mustern selbstgestrickte Pullover gab es wenig Geld, eigentlich kaum welches, denn die paar canadische Dollars die man dafür bekam mussten wieder in Wolle investiert werden die dann sofort weiterverarbeitet wurde: waschen, kardieren, spinnen, stricken. Hungerlöhne für handgemachte Designerstücke Früher und Heute.

Und darum stelle auch ich hier die Frage: Warum verkaufen so viele ihre handgemachten Unikate für „einen Apfel und ein Ei“? Ist den Damen ihre Lebenszeit, ihr Stundenlohn denn nichts wert? Warum machen sie damit ganz bewusst denjenigen die Preise kaputt die von der Kreativszene leben möchten oder müssen? Handarbeit oder die Arbeit mit der Hand war noch nie viel Wert, wurde und wird durch Konzerne und Banken gesteuert. Alles was dabei herauskommt sind fürchterliche Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne. Doch wenn diejenigen in unserem Lande kreativ sein möchten/müssen/wollen und der Markt und die Nachfrage der Verbraucher „dies eigentlich hergibt“ warum sind manche Damen dann so dämlich?

Keine Antwort auf meine ursprüngliche Frage, lediglich weitere kamen hinzu.

In diesem Sinne, weiterhin einen zauberhaften Sonntag, Gabriele

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